Sinaida Petrowna Lemeschkowa schildert in ihrer Erzählung die erschütternden Erlebnisse ihrer Familie im Konzentrationslager Azaryčy. Sie beschreibt die düstere Einrichtung des Lagers, das von Stacheldraht und Wachtürmen mit bewaffneten deutschen Soldaten umgeben war. Sinaida berichtet von der Lebensmittelknappheit, den harten Winterbedingungen und dem emotionalen Tribut, den das Miterleben von Todesfällen und der Kampf ums Überleben im Lager forderten.
„Am Anfang 1944 wurden wir auch von diesem Haus ausgesiedelt und in das städtische Dorf Paritschi gebracht, wo ebenfalls mehrere Familien zusammen existierten. Dort haben wir bis Februar 1944 gewohnt, bis wir in das Lager, das sich in der Nähe des Dorfes Dert‘ befand, gebracht. In diesem Lager verbrachten wir einige Tage, es gab keine Lebensmittel. Einmal bekamen wir Buchweizen und trockenes Laub für den Tee. Aus dem Lager neben dem Dorf Dert‘ wurden wir ins Lager in der Nähe des Dorfes Podosinnik gebracht. Dieses Lager befand sich auf dem Moorgebiet. Es gab keine Bauten und es war mit Stacheldraht und Türmen für die Wächter umgeben. Das war das Lager „Osaritschi“.
Als wir dorthin gebracht wurden, gab es da viele Menschen. Ich erinnere mich, dass ich einmal gesehen habe, wie die deutschen Soldaten auf das Lagerterritorium Brotstücke warfen. Ich wollte essen und beschloss, ein wenig näher zu kommen, um ebenfalls ein Stückchen Brot zu erlangen, das weniger für mich als für meine Mutter, die an Typhus erkrankt war, gedacht war. Aber ich bekam kein Brot. Anstelle des Wassers sammelten wir Schnee, den wir tauten und mit diesem Wasser die Lippen unserer Mutter anfeuchteten. Ich hatte große Angst, dass meine Mama stirbt. Und wenn es keinen Schnee mehr gab, haben wir das Wasser im Moor beschafft und getrunken.“1
- Berichte von Überlebenden der Lager Osaritschi 2003. ↩︎