Am 31. Januar 1946 wurde Generalleutnant Eberhard von Kurowski als Kriegsgefangener erneut zu den Ereignissen in Azaryčy befragt. Etwa einen Monat nach seiner ersten Aussage bestätigte von Kurowski, dass die Lager zu Recht als sogenannte Todeslager bezeichnet werden können. Gleichzeitig bestritt er, dass typhuskranke Zivilist:innen absichtlich mit gesunden Menschen zusammen interniert wurden, um einen Ausbruch der Krankheit zu provozieren. Die Tatsache, dass er aufgrund seines militärischen Ranges an den Vorgesprächen und der Planung des Projektes beteiligt war, lässt diese Aussage unglaubwürdig erscheinen.
„Frage: Bestätigen Sie, dass [der Aufenthalt] in den Lagern von an Fleckfieber Erkrankten zusammen mit der abgemagerten und arbeitsunfähigen Bevölkerung, die sich in einem unhygienischen Zustand befand, eine schnelle Verbreitung von und Infizierung mit dem Fleckfieber unter den Häftlingen – den gesunden Kindern – herbeiführte?
Antwort: Ja, das bestätige ich.
Frage: Die Infizierung der gesunden Bevölkerung in den Lagern mit dem Fleckfieber war eine Folge von beabsichtigtem Herbringen und Internieren von an Fleckfieber Erkrankten?
Antwort: Ja, ich bestätige, dass die Infizierung der gesunden Bevölkerung in den Lagern mit dem Fleckfieber eine Folge der Internierung von an Fleckfieber Erkrankten in den Lagern war, die, wie ich vorher aussagte, aus den Regionen Gomel und Mahijou hergebracht wurden. Eine gezielte Absicht des Herbringens von an Fleckfieber Erkrankten gab es meiner Meinung nach nicht.“1
- Die Wehrmacht an der sowjetisch-deutschen Front. Ermittlungs- und Gerichtsmaterialien aus archivierten Kriminalfällen deutscher Kriegsgefangener 1944-1952 / (zusammengestellt von V.S. Khristoforov, V.G. Makarov). 2011, S. 302-303, Dokument Nr. 83. ↩︎