In ihrem Essay für das Sozialistische Internationale Komitee der Vierten Internationale (IKVI) vom 14. Mai 2024 berichtet Verena Nees über die Gedenkveranstaltungen in Osnabrück und Berlin zum 80. Jahrestag der Vernichtung im Azaryčy-Todeslager. Neben dem Rückblick auf die Ereignisse von 1944 beklagt Nees die angeblich fehlende Aufarbeitung der Geschehnisse. Die Autorin wirft der deutschen Regierung vor, die Schuld der Wehrmacht an Kriegsverbrechen zu leugnen und im Gegenzug an einem Wettrüsten gegen Russland und einem Völkermord im Gazastreifen interessiert zu sein.

Im Gegenteil: Die verstärkte historische Forschung zu den Ereignissen in Azaryčy in den letzten Jahren, verschiedene Veröffentlichungen in unterschiedlichen Medien sowie offizielle Besuche deutscher Diplomat:innen und Politiker:innen in Belarus zeigen, dass Deutschland sehr an einer Aufarbeitung der Vergangenheit interessiert ist. Nees‘ Essay ist daher eher als ein nicht schlüssiger Versuch zu sehen, die aus ihrer Sicht fehlende Aufarbeitung zur Kritik an aktuellen politischen Entwicklungen zu nutzen. Vielmehr zeigt der Essay eindrucksvoll, wie historische Ereignisse und deren Aufarbeitung für politische Zwecke genutzt werden.


Nees, Verena: 80 Jahre Osaritschi 1944. Eines der schwersten Verbrechen der Wehrmacht gegen Zivilisten. Abgerufen unter: wsws.org/de/articles/2024/05/14/ozar-m14.html, 14.05.2024 (letzter Zugriff: 30.06.2024).