In Karlsruhe befindet sich ein umstrittenes Denkmal für die 35. Infanterie-Division, das am 30. Mai 1964 eingeweiht wurde. Dieses Denkmal erinnert an die gefallenen Soldaten der Division aus dem Zweiten Weltkrieg und wurde vom Kameradendienst der 35. Infanteriedivision e.V. gestiftet. Die Inschriften und Symbole des Denkmals, darunter ein stilisierter Fisch und das Eiserne Kreuz, verherrlichen die Wehrmacht und ihre Taten.

Die 35. Infanteriedivision war an zahlreichen Kriegsverbrechen in der Sowjetunion beteiligt, darunter das Massaker von Azaryčy im März 1944. Diese Verbrechen werden in der Gedenkstätte nicht thematisiert, die zu einer Zeit errichtet wurde, als die Entnazifizierung in Westdeutschland weitgehend abgeschlossen war und die Wiederaufrüstung stattfand.

In seiner profunden Analyse des Mahnmals kritisiert Jürgen Schuhladen-Krämer, dass das Mahnmal die Wehrmachtssoldaten als Opfer darstellt und ihre Beteiligung an Kriegsverbrechen verschweigt. Es gilt als Symbol für den unreflektierten Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit in den Anfängen der Bundesrepublik Deutschland und stößt wegen der verherrlichenden Darstellung von Tätern auf Ablehnung.

Der Beitrag zeigt eindrucksvoll, dass Denkmäler nicht nur Orte des Gedenkens sind, sondern auch Ausdrucksformen des gesellschaftlichen Umgangs mit der Geschichte. Er macht deutlich, dass eine unkritische Darstellung von Tätern in öffentlichen Denkmälern die Aufarbeitung und das Verständnis der Vergangenheit erschwert und für die Nachkommen der Opfer schmerzhaft sein kann. Insgesamt leistet der Text einen wertvollen Beitrag zur Diskussion um den Umgang mit der NS-Geschichte und Kriegsdenkmälern in der Gegenwart.


Schuhladen-Krämer, Jürgen: Ein fragwürdiges Ehrenmal (Carlsruher Blickpunkte. Blick in die Geschichte 105). Abgerufen unter: stadtgeschichte.karlsruhe.de/stadtarchiv/blick-in-die-geschichte/ausgaben/blick-105/ehrenmal, 12.12.2014 (letzter Zugriff: 30.06.2024).